26.05.2024 um 19:30 Uhr Bredstedt

+++ Katastrophenschutzübung +++

 
Die Großübung der Katastrophenschutzeinheiten des Kreises kann als voller Erfolg angesehen werden, da ist sich das Ausrichterteam einig!
 
Wochenlang wurde im Vorfeld geplant, organisiert und besprochen, Gespräche mit Unternehmen geführt und Objekte begangen. Alles mit dem Ziel: eine ca. dreistündige Übung auszuarbeiten, in der neben Wasser auch reichlich Schweiß vergossen wird und Mensch und Material an ihre Grenzen stoßen dürfen.
 
Vorbereitungen einer fiktiven Großschadenslage inmitten von Bredstedt.
 
Bei der Firma Belo (Handel für Betriebsstoffe, Öle und Gas) brennt eine Lagerhalle inmitten von Gas- und Heizöltanks. Zum Zeitpunkt des Brandausbruchs ließ sich eine Schulklasse durch das Unternehmen führen, woraufhin nun 13 Kinder als vermisst gelten. Erschwerend kommt hinzu, dass das stationäre Hydrantennetz in sämtlichen umliegenden Straßen zusammengebrochen ist, weshalb vorerst kaum Wasser zur Personenrettung oder den ersten Löschmaßnahmen zur Verfügung steht.

Auf dem benachbarten Firmengelände von Hilbert Transporte (Fuhrunternehmen für Sand und Kies) werden parallel gleich drei unterschiedliche Einsatzszenarien simuliert, alle mit dem Schwerpunkt auf der Technischen Hilfeleistung.

1.) PKW abgestürzt und Personen eingeklemmt: ein Kunde erleidet auf dem Firmengelände einen medizinischen Notfall hinter dem Steuer seines Autos. Der PKW rast unkontrolliert über das Grundstück und stürzt fast hochkannt in eine Wartungsgrube, in der zum Unfallzeitpunkt noch zwei Mitarbeiter am arbeiten sind. Sowohl der Fahrer, als auch ein Mitarbeiter sind eingeklemmt.

2.) Erdrutsch begräbt PKW und Insassen: eine fünfköpfige Familie wird in ihrem Auto von einem Erdrutsch überrascht und begraben, dabei werden zwei PKW-Insassen aus dem PKW geschleudert und gelten ebenfalls in den Erdmassen als vermisst. Die Erdbewegung wird auf rund 15t geschätzt.

3.) Schwerer Verkehrsunfall für Feuerwehr und DRK: ein mit vier Jugendlichen besetzter PKW ist von der Fahrbahn abgekommen und gegen eine Betonmauer geprallt. Die PKW-Insassen sind schwerverletzt und zum Teil noch eingeklemmt. Die Rettungsaktion muss unter enger Absprache von DRK und Feuerwehr erfolgen. Es geht um zügiges und patientenorientiertes Arbeiten mit begrenzten Ressourcen.

Großschadenslage kann unmöglich alleine bewerkstelligt werden.

Gegen 18:15 wird die Feuerwehr Bredstedt mit einem Einsatzbefehl in die Lornsenstraße gerufen und sieht sich dem gewaltigen Ausmaß des Einsatzszenarios gegenübergestellt. Die umliegenden Wehren befinden sich ebenfalls in Einsätzen gebunden, weshalb die örtliche Einsatzleitung beim Katastrophenschutz des Kreises um Hilfe bittet – es folgt die Alarmierung der Kreisfeuerwehrbereitschaft mit 3 Zügen, die Alarmierung von DRK-Einheiten sowie der Regieeinheit für Information und Kommunikation (IuK) des Landkreises.

Die Feuerwehrbereitschaft hatte sich bereits im Vorfeld an verschiedenen Standorten im Stadtgebiet verteilt und konnte von dort abgerufen werden. Die IuK, welche gleichzeitig die Übungsleitstelle darstellte, bezog ebenfalls im Vorfeld Stellung auf dem Parkplatz vor dem TEBAUMARKT Hansen. Am Einsatzleitwagen laufen nicht nur alle Fäden zusammen, hier stehen auch Offizielle von Katastrophenschutz, Kreisfeuerwehr und Presse in Bereitstellung, um die Übung zu verfolgen.

Knapp 100 Einsatzkräfte kommen zur Unterstützung

Um 18:30 trifft der Kreisbereitschaftsleiter an der Einsatzstelle ein, erhält eine Lageeinweisung und bekommt die Gesamteinsatzleitung übertragen. Kurz danach treffen die jeweiligen Zugführer mit ihren Fahrzeugen am Einsatzleitwagen ein. Ein Einsatz derartiger Größenordnung muss im Vorhinein ordentlich strukturiert werden, damit die Hilfskräfte zielgerichtet eingesetzt und keine Ressourcen verschwendet werden. Im Besprechungsraum des Einsatzleitwagens werden die Zugführer durch den Bereitschaftsleiter in Kenntnis gesetzt, dabei helfen Luftbilder und Lagekarten. Die Großschadenslage erfordert drei eigenständige Einsatzabschnitte, welchen wiederum Personal und Technik zugewiesen wird.

Einsatzabschnitt Löschen und Retten

Auf dem Gelände der Firma Belo haben die Menschenrettung und Löschmaßnahmen oberste Priorität. Hier ist bereits die Feuerwehr Bredstedt eingesetzt, welche das Schadensbild zu begrenzen versucht. Sollte sich das Brandereignis ausweiten können, dann müssten Gas- und Betriebsmitteltanks aufgegeben werden – alle Einsatzkräfte müssten sich zurückziehen und der Einsatz abgebrochen werden. Dem Abschnitt werden LF-Kats (Löschfahrzeuge für den Katastrophenschutz) und überwiegend Atemschutzgeräteträger unterstellt, welche sich für den anstehenden Einsatz ausrüsten und Schlauchleitungen verlegen. Mit mehreren zeitgleich eingesetzten Trupps gelingt eine rasche Menschenrettung. Als weiteres Problem besteht hier allerdings die unzureichende Löschwasserversorgung …

Einsatzabschnitt Löschwasserversorgung

Da das stationäre Hydrantennetz im Gewerbegebiet fast vollständig zusammengrochen ist, muss das Löschwasser anderweitig beschafft und in die Einsatzstelle befördert werden. In einer Parallelstraße werden große Faltbehälter für Löschwasser (ähnlich Swimming Pools) hergerichtet, welche ebenfalls zur Ausstattung der LF-Kats gehören. Mit mobilen Pumpen wird das Wasser von dort durch lange Schlauchleitungen zum Brand gefördert. Damit die Löschwasserversorgung mit den Faltbehältern nicht abreißen kann, fahren Löschfahrzeuge im sogenannten Pendelverkehr. In minutiöser Taktung fahren die Fahrzeuge eine noch funktionstüchtige Wasserentnahmestelle an, füllen dort den Fahrzeugtank auf, fahren zurück zum Faltbehälter und geben dort ihr Wasser ab. So kann auch ohne funktionierende Hydranten vor Ort die Einsatzstelle dauerhaft mit Löschwasser versorgt werden.

Einsatzabschnitt Technische Hilfeleistung

Etwas separiert kamen die Besatzungen der Rüstwagen ins Schwitzen. Gerade in diesem Abschnitt zeigte sich die „Einsatzkraft“ als knappe Ressource, weshalb anfänglich triagiert (Abwägung zwischen Kosten und Nutzen) werden musste. So wurde z.B. der verschütteten Familie in ihrem PKW eine relativ kleine Überlebenswahrscheinlichkeit zugesprochen, wodurch die Einsatzkräfte ihr Hauptaugenmerk auf die anderen zwei Szenarien richteten. Nach kurzer Erkundung wurden die Fahrzeuge auf die Einsatzstellen verteilt, während die Sanitäterinnen und Sanitäter des DRK bereits mit den ersten Versorgungsmaßnahmen begonnen. Im Verlauf konnte der zuständige Zugführer weiteres Personal anfordern und eine Bergung des verschütteten PKWs einleiten. Hier kam zusätzlich ein nachgeforderter Radlader zur Hilfe, um die Erdmassen zu bewegen. In enger und professioneller Zusammenarbeit konnten alle Szenarien souverän abgearbeitet werden. Zum Übungsende konnte hier den Einsatzkräften besonders die körperliche Herausforderung angesehen werden.

Übungsabschluss mit hoher Anerkennung

Nach der Übung ist vor der Übung, oder vor dem nächsten Einsatz. Getreu diesem Motto findet nach jeder Übung eine umfangreiche Nachbesprechung statt. Aufgezeigte Schwachstellen müssen zur nächsten Übung optimiert und gezeigte Stärken ausgebaut werden. Trotz der umfangreichen Großschadenslage fiel die Kritik überschaubar aus, vielmehr wurde gelobt und motiviert. Alle beteiligten Einsatzkräfte haben Großes geleistet und vollen Körpereinsatz gezeigt. Die Feuerwehrbereitschaft stellt trotz der Vielzahl an beteiligten Wehren eine schlagkräftige Einheit dar. Was Außenstehenden nur selten auffällt, unsere Bilder aber gut zur Schau stellen, an der Feuerwehrbereitschaft beteiligen sich 11 unterschiedliche Feuerwehren aus dem gesamten Kreisgebiet. Daher ist eine derart reibungslose Zusammenarbeit keine Selbstverständlichkeit, so beträgt die größte Distanz zwischen den Wehren knappe 100km. Kreisbereitschaftsleiter Christoph Löbig kann mit Recht stolz auf seine Truppe und den Übungserfolg sein.

Lobende Worte für die Übung und die Einsatzbereitschaft aller teilnehmenden Hilfskräfte fanden auch Bredstedts Bürgermeister Christian Schmidt sowie Kreisbrandmeister Lutz Kastka, welcher gleich beide Stellvertreter mitbrachte. Auch der kommissarische Wehrführer Henning Martensen zollte jeder Einsatzkrafte seine Anerkennung. Alle Redner waren sich zudem einig, dass der Jugendfeuerwehr ein großer Dank gebührt! Aus den Reihen der Jugendlichen kamen diverse Statisten und auch Übungsteilnehmer.

Verpflegung für 140 Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Nicht groß genug kann die Wertschätzung gegenüber der Einsatzstellenverpflegung ausfallen, so hält gutes Essen stets die Moral hoch. Bereits seit 13 Uhr des Übungstages war die Verpflegungskomponente der DRK Bereitschaft Niebüll in die Übung eingebunden. Mittels Feldküche zaubern die Frauen und Männer der Betreuungszüge eine vollwertige Mahlzeit mit Beilagen und inklusive Nachtisch. Der hiermit verbundene Arbeitsaufwand richtete sich von 13 Uhr bis kurz vor Mitternacht. Vielen Dank!

 

Danksagungen

Die Feuerwehr Bredstedt bedankt sich herzlichst bei den Unternehmen Belo und Hilbert für die Bereitstellung der Übungsgelände sowie der kreativen Unterstützung der Szenarien. Ein Dank geht an den Schrotthandel Roland Hansen, welcher uns regelmäßig mit Schrottfahrzeugen versorgt. Vielen Dank an SB Repair für die Bereitstellung eines Trailers zum Transport der Fahrzeuge. Gedankt sei auch den Feuerwehren aus Breklum und Bordelum, welche uns mit Übungspuppen unterstützten.

Besonders geehrt hat uns die Anwesenheit von Stadt, Kreisfeuerwehr, Katastrophenschutzbehörde, den zahlreichen Pressevertretern und weiteren Offiziellen. Es motiviert ungemein, wenn die Arbeit wertgeschätzt und wahrgenommen wird.

Ein Dank geht an die Anwohnerinnen und Anwohner der Übungsstellen und Nebenstraßen, welche der Übung durchwegs positiv gegenüberstanden und dieser interessiert folgten.

Vielen Dank an alle teilnehmenden Einsatzkräfte und Organisationen für die stets gute Zusammenarbeit – wir sind ein starkes Team!