Einsatzbericht
Wir wurden mit dem Stichwort TH K (Technische Hilfeleistung, klein) zu einer Überschwemmung im Stadtgebiet alarmiert.
Technische Hilfeleistung gehören zum alltäglichen Einsatzgeschehen der Feuerwehren. Besonders nach Starkregenereignissen sind vollgelaufene Keller wenn sich die Bewohner mit eigenen Mitteln nicht mehr helfen können und unter Wasser stehende Tunnel und Bahnunterführungen auch für die Feuerwehr Bredstedt routinierte Einsatzaufträge, weshalb die Einsatzmeldung keinen Anlass zur Beunruhigung gab.
Straßenverlauf kaum noch ersichtlich
An der Einsatzadresse angekommen wurden die Einsatzkräfte durch eine Streifenwagenbesatzung der Polizei in Empfang genommen und in den vorliegenden Sachverhalt eingewiesen.
Aufgrund von anhaltenden Regenfällen hatte sich Oberflächenwasser auf einer Länge von ca. 150 Metern in einer Senke der Drelsdorfer Straße gestaut, dortige Entwässerungsgräben und den Straßenverlauf vollkommen überflutet. Für die Alarmierung der Feuerwehr sorgte ursprünglich der Umstand, dass in einem angrenzenden Wohngebäude das Erdgeschoss bereits unter Wasser stand. Das Wasser drang durch die Haustür und Wandanschlüsse, wie z.B. die Steckdosen ein. Das Gebäude wurde durch die Feuerwehr geräumt und im Verlauf durch Fachpersonal stromlos geschaltet, die Bewohnerin konnte bei Angehörigen Unterkunft finden. Durch die Einsatzkräfte wurden Mobiliar und Wertgegenstände hochgeräumt, um eine erste Schadensbegrenzung durchzuführen. Weitere Erkundungsmaßnahmen zeigten, dass bereits benachbarte Grundstücke unter Wasser standen, zusätzlich befand sich ein Stromverteilerkasten in der überfluteten Senke. Durch die Einsatzleitung wurden der Energieversorger und Wasserverband nachalarmiert.
Wohin mit den Wassermassen?
Recht schnell war klar, dass ein drohender Wassereinbruch in weitere Gebäude nur verhindert werden könne, wenn die großflächige Überschwemmung verringert und ein weiterer Pegelanstieg verhindert werden könnte. Unter Zuhilfenahme von Kartenmaterial und digitalen Unterlagen wurden zwei Lösungsansätze erarbeitet: A) Einleitung des Wassers in das umliegende Kanalnetz in Zusammenarbeit mit dem Wasserverband oder B) Abpumpen des Wassers über lange Wegstrecken in dafür geeignete Entwässerungen.
Aufgrund der Uhrzeit und der Personalstärke entschied man sich für eine kontrollierte Einleitung in das Kanalnetz.
Mehrfache Ernüchterung
Erste Pumpversuche brachten schnelle Ernüchterung, da das umliegende Kanalnetz zwar Wasser aufnehmen konnte, sich allerdings unter den Massen ebenfalls zügig aufstaute. Immer wieder wurden im Verlauf an unterschiedlichen Stellen Pumpen und Schläuche in Stellung gebracht, um das Wasser in voneinander abweichende Kanäle einzuleiten. Leider blieben alle bisher getroffenen Maßnahmen ohne Durchbruch. Erschwerend kam hinzu, dass es während des gesamten Einsatzes weiterhin regnete, was sich auf die Einsatzkräfte auswirkte.
In der Hoffnung auf weitere Entlastung ging eine zusätzliche Fahrzeugbesatzung in der Bahnunterführung (BU) – Drelsdorfer Straße – in Stellung und pumpte das hier stehende Wasser in Richtung der B5 ab. Die BU war bereits am Tage durch das Ordnungsamt gesperrt worden.
Es braucht weitere Unterstützung
Etwa 4 1/2 Stunden nach Beginn des Einsatzes konnte der Pegel zwar gehalten, aber nicht signifikant abgesenkt werden. Um 04:30 Uhr erfolgte die Alarmierung der Feuerwehr Breklum zur Unterstützung mit einem Löschfahrzeug Katastrophenschutz und um 04:45 die Alarmierung eines zweiten Zuges der Feuerwehr Bredstedt, um einen Personalwechsel vollziehen zu können. Die Einsatzstrategie wurde geändert und Plan A forciert.
Einsatzkräfte aus Bredstedt pumpten das Wasser nun gezielt über eine Anhöhe in der Drelsdorfer Straße, ließen das Wasser die Straße hinab laufen und fluteten bewusst die BU Drelsdorfer Straße, von dort wurde das Wasser durch eine weitere Besatzung zur B5 gepumpt und in großen Mengen erfolgreich in das Kanalnetz eingeleitet.
Unterstützung aus Breklum
Die Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr Breklum bezogen am anderen Ende der Drelsdorfer Straße Stellung und verlegten eine ca. 500m lange Schlauchleitung in das Breklumer Gemeindegebiet. Genau für solche Aufgaben ist das Fahrzeug prädestiniert. Unter gemeinsamer Anstrengung und mit mehreren Pumpen, sowie etlichen verlegten Schläuchen konnte ein spürbarer Rückgang des Pegels erzielt werden.
Gegen 08:00 Uhr konnten die Pumpen abgestellt und mit den Aufräummaßnahmen begonnen werden.
Verpflegung der Einsatzkräfte
Im laufenden Einsatz konnten die Einsatzkräfte durch warme und kalte Getränke der Feuerwehr, welche für größere Einsätze vorgehalten werden, versorgt werden. In den frühen Morgenstunden wandte sich die Einsatzleitung mit einem Hilfeersuchen an die Bäckerei Meyer (Struckum) bezüglich der Einsatzstellenverpflegung. Trotz dem morgendlichen Tagesgeschäft organisierte die Bäckerei binnen 45 Minuten eine vollstände Verpflegung aus belegten Brötchen.
Die Feuerwehr Bredstedt spricht gegenüber der Bäckerei Meyer und ihren Angestellten ihren größten Dank aus. Bereits in der Vergangenheit erhielt die Feuerwehr, besonders im Falle eines Einsatzes, größte Unterstützung.
Umfangreiche Nachbereitung
Auch nach dem Verlassen der Einsatzstelle fielen noch zahlreiche Tätigkeiten für die eingesetzten Kräfte an. Zur Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft wurde ein Logistikfahrzeug der Kreisfeuerwehrzentrale aus Husum nachgefordert. Am Gerätehaus der Feuerwehr Bredstedt konnten benutzte und verdreckte Schläuche gegen saubere getauscht und die Fahrzeuge wieder bestückt werden. Auch hier zeichnete sich der kameradschaftliche Umgang untereinander aus – beide Feuerwehren rüsteten sämtliche Fahrzeuge gemeinsam auf.
In den Abendstunden des 28. Novembers fanden sich noch einmal Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr Bredstedt zusammen, um umfangreiche Reinigungsmaßnahmen an und in den eingesetzten Einsatzfahrzeugen durchzuführen. Diese waren am Vormittag durch das erschöpfte Personal nicht mehr gesäubert worden.
Insgesamt dauerte der ursprüngliche Routineeinsatz 10 Stunden. Seitens der Feuerwehr Bredstedt wurde Personal in zwei Schichten eingesetzt, wobei einige Einsatzkräfte den Einsatz dauerhaft begleiteten.
Die Zusammenarbeit aller eingesetzter Organisationen, auch der nicht Feuerwehrangehörigen, verlief reibungslos. Besonderer Dank gilt hier der Feuerwehr Breklum.